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Digitaler Theatertag der Beruflichen Oberschule 2022

Da der Termin für die Theatertage 2022 noch in die Zeit des coronabedingten Verbots von Klassenfahrten fiel, streamten die beteiligten Schulen auch 2022 ihre Beiträge. Nach der Begrüßung durch die Ministerialbeauftragte Dr. Angela Hendschke-Lug und den Gastgeber Dr. Marko Hunger führte Susanne Braune durch das Programm. Sie war es auch, die mit der Rosenheimer FOSBOS den Reigen der 9 beteiligten Schulen anführte. Aus Ostbayern kamen zudem noch Schwandorf und Weiden. Der Bezirk Nord war neben 3 Schulen aus Nürnberg – FOS II, BOS und Wilhelm-Löhe-Schule – auch durch Schweinfurt und Coburg vertreten. Aus dem Süden präsentierte sich Fürstenfeldbruck, wo auch die Theatertage 2023 stattfinden. Neben eher klassischen Stücken und Darbietungen gab es sehr moderne Inszenierungen und witzige Eigenproduktionen. Der Theatertag war abwechslungs- und lehrreich wie immer! 

Marina Krauß


 

8. Theatertage der Beruflichen Oberschulen 2021 in Schweinfurt

Die Friedrich-Fischer-Schule wagte es: Nachdem sie im Jahr 2020 die 8. Theatertage vorbereitet hatte, das Event aufgrund der Corona-Pandemie aber kurzfristig abgesagt werden musste, fand am 20. März 2021 ein digitaler Theatertag statt. Unter Federführung von Friedemann Müller betrat man völliges Neuland.

Trotz der widrigen Umstände, die Proben nur mit ausgefeilten Hygiene-Konzepten zuließen, gingen 6 Berufliche Oberschulen an den Start: Aus dem MB-Bezirk Nord waren Schweinfurt, Coburg und zweimal Nürnberg, aus dem MB-Bezirk Ost Rosenheim und aus dem MB-Bezirk Süd Neuburg an der Donau vertreten. Letztgenannte Gruppe war der einzige Neuling in der diesmal etwas kleineren Schar der Kulturschaffenden: Normalerweise bewerben sich 12 bis 16 interessierte Schulen um einen der maximal 10 Plätze.

Der Theatertag lief hybrid ab: Teilweise spielten die Gruppen live in ihren Heimatschulen und wurden über Schweinfurt an die anderen teilnehmenden Schulen gestreamt, teilweise wurden digitale Werke gesendet, die FOS II Nürnberg schickte eine Aufzeichnung ihrer Produktion. Live saß in Schweinfurt lediglich die Expertenrunde, allesamt Theaterlehrkräfte an den Beruflichen Oberschulen: Lisa Baierl (Fürth), Gernot Helmreich (Ansbach/Triesdorf), Brit l’Hoest (Fränkische Schweiz) und Marina Krauß (Coburg).

Eingangs begrüßte Schulleiter Harald Bauer alle Beteiligten. Die Friedrich-Fischer-Schule habe sich bereits Anfang des Schuljahres relativ rasch entschlossen, lieber einen digitalen Theatertag zu organisieren, als Gefahr zu laufen, 2021 erneut keine bayernweiten Theatertage zu haben. Aber das Fach Theater müsse gestützt werden, denn es befähige die Schülerinnen und Schüler zur Kommunikation, fördere die Kreativität und in diesen besonderen Zeiten zusätzlich die Medienkompetenz. Marina Krauß, die Vorsitzende des Verbandes TaBO e.V., bedankte sich bei den Schweinfurtern für ihren Mut, dieses Format erstmals umzusetzen und freute sich, dass Schulen aus ganz Bayern vertreten waren. Die Ministerialbeauftragte Heidi Hübner beglückwünschte in ihrer über MS Teams eingespielten Begrüßungsrede die Verantwortlichen der Friedrich-Fischer-Schule zu ihrer Entscheidung, diesen Theatertag auszurichten. So werde verhindert, dass die noch junge Tradition der Theatertage an den Beruflichen Oberschulen unterbrochen werde. Schultheater sei ein wertvoller Beitrag zur ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung, denn es eröffne Erfahrungen, die im fachlichen Unterricht so nicht möglich seien. Schweinfurt setze ein starkes Zeichen, dass Kultur trotz Corona lebe.

Nach einer kurzen Live-Performance der Schweinfurter Gruppe, die – getestet, in Schutzanzügen und größtenteils mit Mundschutz – ihre musischen Fähigkeiten zeigte, folgte der erste Beitrag. Die Gastgeber präsentierten unter der Leitung von Friedemann Müller „Breakthrough“. Das Corona-Schuljahr und seine Auswirkung auf das Schultheater wurden quasi im Zeitraffer präsentiert: Schüler und Schülerinnen probten einsam daheim vor dem PC ihre Texte, es gab kaum Begegnungen und überall waberten die Worte „Maske – Abstand – Ausgangssperre“ durch die digitalen Bilder, die mit Sätzen aus Camus‘ „Die Pest“ noch eindringlicher die allgegenwärtige Angst und Einsamkeit unterstrichen. Beeindruckend war auch das spektakuläre Erlöschen der einzelnen Kacheln am Schluss.

Rosenheim, die folgende Gruppe unter der Leitung von Susanne Braune und Kristina Neunobel, agierte hingegen ganz analog: Ihre Darbietung „Schneewittchen – so blutrot wie Likes“ transformierte das bekannte Märchen der neidischen Königin in die Welt der Instagram-Eitelkeiten: „Handy, Handy in der Hand, wer ist die Schönste im ganzen Land“ lautete das Motto. Zwerge gab es nicht, dafür blutrote Likes. In einfachen, aber überzeugenden Kostümen saßen sie am Rand der Bühne und „likten“ uniform und inhaltsarm ihr Schneewittchen – eine gelungene Mischung aus Krimi und Parodie auf das Instagram-Treiben.

Im Anschluss daran gingen die Schüler und Schülerinnen der zuschauenden Gruppen in die Breakout-Rooms, wo sie auf Padlets ihre Kommentare zu den Präsentationen abgaben, während sich die Expertenrunde vor Ort beriet. Letztere fasste dann die Eindrücke live zusammen, bevor es in die nächste Runde ging.

Coburg zeigte unter der Regie von Marina Krauß die dramatisierte Ausarbeitung von Kafkas Erzählung „Der Bau“. Wie aus Rosenheim so wurde auch hier ein Live-Act gestreamt. Zwei Schülerinnen und zwei Schüler verwandelten sich in Kafkas „Wesen“, das rücksichtslos seinen Bau schützt. Dieser wurde durch Kartons dargestellt, die immer aufs Neue mit geschreddertem Altpapier gestopft wurden. Der fortschreitende Wahnsinn spiegelte sich auch in den Gesichtern der Darsteller und Darstellerinnen, die mittels einer zweiten Kamera (Johannes Hertrich) in Großaufnahme eingespielt wurden.

Neuburg an der Donau setzte „Slamming poetry“ um. Hier arbeitete die Gruppe unter Leitung von Tanja Büchl ausschließlich digital. Gleich die erste Szene, in der eine Schülerin und ein Schüler den Suchlauf eines Radios imitierten, war beeindruckend. Unter dem Motto „Wie wollen wir unser Leben gestalten? Was ist unsere Zeit eigentlich wert?“ folgten fünf Textausschnitte von Poetry-Künstlern. Zwei bis drei Kacheln wurden jeweils in Bezug gesetzt und demonstrierten so trotz der räumlichen Trennung ein überzeugendes Zusammenspiel.

Nach der folgenden Breakout-Sequenz ging Moritz Metzner von der Wilhelm-Löhe-Schule aus Nürnberg mit dem Musical „The Greatest Fernsehproduzent“ an den Start. Hier war die Umsetzung besonders schwierig, da die Dialoge und der Gesang größtenteils ohne Partner und Gruppe produziert werden mussten. Als in der Schlusssequenz alle Beteiligten digital zu einer Chorus Line zusammengefügt wurden, konnte man erkennen, dass die jungen Darsteller und Darstellerinnen neben ihrem musikalischen gerne auch ihr tänzerisches Können gezeigt hätten.

Den Abschluss des Tages machte die FOS II aus Nürnberg unter der Leitung von Marzena Parusel und Daniel Behringer. Wie die Coburger wandelten auch sie eine epische Figur in viele dramatische um. „Fräulein Else“ von Arthur Schnitzler war siebenfach auf der Bühne vertreten. In einem ungewöhnlichen Setting mit zahlreichen Mikrophonen, Monitoren, Lautsprechern und Teppichen positionierten sich die Darsteller verteilt im Raum und demonstrierten so Fräulein Elses höchst differenzierten Umgang mit einem sie fordernden Brief.

Gerade im Anschluss an diese sehr moderne und abwechslungsreiche Interpretation entbrannte in der Expertenrunde eine Diskussion darüber, womit das Publikum jetzt letztlich besser bedient werden könne: Mit dem Blick durch die Kamera oder dem selbst suchenden des individuellen Zuschauers bzw. der Zuschauerin.

Carina Blümm und Friedemann Müller führten charmant und alle technischen Klippen geschickt umschiffend durch diesen virtuellen Theatertag.

Marina Krauß


 

Die Theatertage der FOSBOS gibt es seit 2013. Mehr Infos finden Sie unter https://www.tabo-ev.de/.

 

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